Ein guter Fotograf kann auch mit einer einfachen Ausrüstung gute Bilder machen. Künstlerische Vision und handwerkliches Können sind entscheidender als eine teure Kamera. Die Kamera ist ein Werkzeug, um aus Inspiration und Wissen ein gutes Foto entstehen zu lassen – nicht mehr und nicht weniger. Die beste Ausrüstung hilft nichts, wenn man nicht genug draußen ist oder es am Können fehlt, Motive zu erkennen und fotografisch umzusetzen. Und umgekehrt ist ein gut komponiertes Bild mit einem interessanten Motiv mehr wert als ein langweiliger aber technisch perfekter Schnappschuss.
Es ist ähnlich wie beim Fernseher: ein teures Gerät macht noch kein gutes Programm. Was hilft eine teure Kamera und ein Objektiv mit brillianter Abbildungsleistung, wenn man nicht in der Lage ist, ein ansprechendes Bild nach den Regeln der Kunst zu komponieren? Das größte Verbesserungspotential wird daher meist auf Seiten des Fotografen liegen und selten bei der Technik.
Angefangen habe ich 2007 mit einer Canon EOS 400D, mit der ich auch meine erste Ausstellung bestritten habe. Das Kitobjektiv EF-S 18-55 habe ich bald durch ein Canon EF 17-40mm f/4 L USM ersetzt, weil es mir zu klapprig war (mittlerweile ist eine überarbeitete Version auf dem Markt). Für den Telebereich nutzte ich einige Zeit das Canon EF 70-300mm f/4-5.6 IS USM, das mir am langen Ende aber zu unscharf war.
2010 bin ich auf die Canon EOS 50D umgestiegen, eine Kamera aus dem Semiprofi-Bereich. Der größere Body aus der 2stelligen Serie hat mir das Arbeiten draußen sehr erleichtert, weil man auch mit klammen Fingern oder dünnen Handschuhen alle Bedienelemente gut im Griff hat. Und LifeView via Kameradisplay (hatte die 400D noch nicht) möchte ich in vielen Situationen auch nicht mehr missen, vor allem in der Makrofotografie.
2013 kam dann meine erste Vollformat-Kamera, die Canon EOS 6D dazu. Der Umstieg auf’s Vollformat brachte mir in der Landschaftsfotografie nur kleine Vorteile. Im Alltagsbereich (Fotografieren bei Feiern, spontane Familienfotos) ist die hohe Bildqualität bei hohen ISO-Werten manchmal ein großer Vorteil.
Verwendete Objektive:
Canon EF 16-35mm f/2.8 L USM als lichtstarkes Weitwinkelzoom für Sternenhimmel, außerhalb der Naturfotografie für Aufnahmen in Innenräumen. Nachteil dieses Objektivs ist neben dem Preis seine hohe Anfälligkeit für Lensflares.
Canon EF 17-40mm f/4 L USM als Standard-Weitwinkelzoom für Landschaftsaufnahmen und Panoramen.
Das Canon EF 50 f/1.4 USM kommt bei mir in der Naturfotografie selten zum Einsatz, dafür aber gerne bei Portraits und bei Aufnahmen in Innenräumen. Es hat ein sehr schönes Bokeh.
Das Canon EF-S 60mm f/2.8 Makro USM nutzte ich an der Canon EOS 50D gerne als Makroobjektiv, weil es klein und leicht ist und so immer dabei sein konnte. Da man ziemlich nah ans Motiv ran muss, ist es nur bedingt für Schmetterlinge und andere Insekten geeignet.
Das Canon EF 24-105mm f/4,0 L IS USM ist mein Standard-Objektiv an der EOS 6D. Es deckt einen Brennweitenbereich ab, der für die meisten Alltagsmotive ausreicht. Kleine Schwäche: Im Weitwinkelbereich relativ starke Verzeichnung.
Das Canon EF 70-200 f/4 L IS USM ist ein relativ leichtes Telezoom und liefert eine hervorragende Schärfe. Geeignet für Aufnahmen von Kleintieren wie z.B. Eidechsen. Abseits der Naturfotografie perfekt geeignet, um Kinder beim Spielen zu fotografieren.
Das Canon EF 100mm f/2.8L IS USM Macro ist mein Makro für die Canon EOS 6D und auf fast jeder Tour dabei. Als lichtstarkes Festbrennweiten-Tele ist es auch bei Veranstaltungen in Innenräumen sehr nützlich.
Das Canon EF 400 f/5.6 L USM ist ein noch gut tragbares Festbrennweiten-Supertele, das ich für die Tierfotografie nutze. Da es keinen Bildstabilisator hat, muss man auf kurze Verschlusszeiten achten und ggf. die ISO entsprechend erhöhen. Ich nutze es meist mit Dreibeinstativ, um Verwackler zu minimieren.
Stativ:
Fast immer dabei ist ein stabiles Dreibeinstativ (Benro C3570F Carbon) mit Kugelkopf (FLM CB-48FT) und ein „Bohnensack“ zum Auflegen der Kamera beim Arbeiten in Bodennähe und bei Aufnahmen aus dem Auto heraus. Manchmal kommt auch ein programmierbarer Kabelauslöser/Timer zum Einsatz, um Schwingungen so gering wie möglich zu halten.
Um den z.T. starken Kontrastumfang meiner Motive abbilden zu können, nutze ich selten auch Grauverlaufsfilter (Cokin und Singh-Ray). Gelegentlich kommt auch ein Polfilter zum Einsatz, um Reflexionen zu minimieren. Farbige Filter verwende ich nicht. In letzter Zeit experimentiere ich gerne mit Belichtungsreihen, die ich später digital zu einem Bild (DRI) zusammensetze. Das macht mehr Arbeit, ist aber flexibler als ein statischer Grauverlauf. Insgesamt komme ich von Filtern wieder weg, für mich haben sie sie sich langfristig nicht bewährt.
Für Panoramaufnahmen nutze ich seit Mai 2012 einen Nodalpunktadapter (PanoMaxx). Er ist eine relativ leichte und günstige Lösung, Material und Handhabung sind aber eher ein Kompromiss. Durch leichte Modifikationen (Festmontage einer Schnellwechselplatte) habe ich mir die Bedienung etwas erleichtert.
Transport:
Auf langen Bergtouren habe ich nur die Kamera und ein bis zwei Objektive dabei, dann nehme ich einen Lowepro Toploader ZoomTM 50 AW und ggf. zusätzlich einen Tamrac Objektivköcher. Dazu kommt dann ein großer Schwerlast-Tourenrucksack, in den auch der restliche Kram (Proviant, Ersatzkleidung, etc.) passt. Meistens kommt dann noch das Stativ dazu.
Auf kleinen Wanderungen trug ich früher die Alpineplus Professional 202 Fototasche über der Schulter, was mir aber wegen der einseitigen Belastung zu unangenehm geworden ist. Daher gehe ich am liebsten mit dem Fotorucksack Tamrac Expedition x7 raus, in den alle Objektive und auch das 400er passen, sogar wenn es die Kamera angesetzt ist.
Sonstiges:
Für mich aus der Naturfotografie nicht wegzudenken ist Kaffee ;). Studentenfutter (Nüsse und Rosinen) gibt auf längeren Touren schnell neue Energie. Schokolade hilft, in frustrierenden oder anstrengenden Situationen Motivationstiefs zu überwinden. Auf längeren Touren habe ich auch eine kleine Kochausrüstung dabei, um Kaffee, Suppe und Trockenmahlzeiten zubereiten zu können.
Wichtig ist ein Regenschutz für Fotograf und Ausrüstung. Warme Kleidung und Fotohandschuhe mit aufklappbaren Fingerkuppen sorgen für Wärme bei kalten Temperaturen. Mit Gel-Wärmepads kann man ausgekühlte Finger und Hände wieder aufwärmen. Die richtigen Schuhe können für die Entstehung eines Fotos entscheidend sein – bei mir sind es entweder Bergschuhe oder Gummistiefel.
Wenn ich Tiere fotografiere, kommen gelegentlich Tarnnetz, Tarnschals und im Winter ein Schneetarnponcho zum Einsatz.
Gutes Kartenmaterial, Teleskopstöcke, Handy, GPS oder Kompass, Erste-Hilfe-Set mit Trillerpfeife und Rettungsdecke, Stirnlampe und manchmal auch ein Biwaksack erhöhen die Sicherheit bei Touren in abgelegenen Gebieten. Sonnenschutz, Proviant und Wasser sollten immer dabei sein. Bei Touren im Winter können ein Schlafsack und eine isolierende Unterlage eine zusätzliche Wärmereserve für Notfallsituationen sein. Es ist immer ratsam, bei jemandem einen genauen Zeit- und Tourenplan zu hinterlegen, damit Rettungsmannschaften ggf. wissen, wo sie suchen müssen.
Ich entwickle und verwalte meine Fotos unter dem freien Betriebssystem Linux (OpenSuse). Von der Kamera werden die Fotos in Digikam importiert. Die RAWs entwickle ich mit Canon DPP (Belichtungs- und Objektivfehlerkorrektur, Schatten/Lichter, Kontrast und Tonkurven). Dank Wine und ein paar Tricks läuft die Windows-Version des Canon-Programms auch unter Linux. Die aus DPP exportierten Bilder werden dann ggf. mit Gimp noch beschnitten und leicht nachgeschärft. Für die Erstellung von Panoramen verwende ich Hugin. Ein interessantes Werkzeug zum Entrauschen und Schärfen ist NeatImage. Exif- und IPTC-Daten von JPG-Dateien bearbeite ich mit Gwenview.