Nachtfotografie

Meine Rubrik für Stratrails, Meteoritenschauer, Mond- und Nachtaufnahmen

Mein erstes Fotobiwak I

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Canon EOS 50D mit Canon EF 17-40 L USM @ 17mm, 1/3s bei f/11, ISO 100,, Spiegelvorauslösung, Selbstauslöser, RAW, Stativ, Wasserwaage. Komposit aus zwei unterschiedlichen Belichtungen für Himmel und Boden.

Vor kurzem habe ich zum ersten Mal unter freiem Himmel auf einem Berggipfel übernachtet. Es war ein spannendes und wundervolles Erlebnis, eine Nacht ganz alleine im 1-Million-Sterne-Hotel zu verbringen. Die Herausforderung lag vor allem im Gewicht meiner Ausrüstung. Denn wie der Titel „Fotobiwak“ schon sagt, hatte ich meine Fotoausrüstung und meine Biwaksachen (Schlafsack, Biwaksack, Isomatte, Kocher, etc.) dabei. Ich schätze, dass mein Rucksack so etwa 28 Kilo hatte – das ist für mich schon ziemlich am Limit. Aber ich habe mein Ziel gut erreicht und wurde durch ein herrliches Abendrot mit Blick auf den Chiemsee belohnt.

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Canon EOS 50D mit Canon EF 17-40 L USM @ 17mm, 30s bei f/5.6, ISO 100, Spiegelvorauslösung, Selbstauslöser, RAW, Stativ, Wasserwaage.

Es war schon ein etwas merkwürdiges Gefühl, als die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Etwa dreizehn Stunden Dunkelheit lagen vor mir – meine erste Nacht alleine in freier Wildbahn. Vorher gab es aber noch einiges zu tun. Ich musste eine windgeschützte und halbwegs ebene Stelle für mein Nachtlager finden, Abendessen kochen und aus einem gegabelten Zweig einen Ersatzlöffel schnitzen (einen Löffel hatte ich vergessen). Zum Nachtisch gab es einen Monduntergang frei Haus, garniert mit einem klaren Sternenhimmel. Einsam fühlte ich mich überhaupt nicht – tief unter mir lagen die glitzernden Lichter von Inzell und Salzburg.

Es dauerte einige Zeit, bis ich mich im Biwaksack eingerichtet hatte. Schließlich war es aber doch gemütlicher, als ich es mir vorgestellt hatte. Die Nacht war mild, ich schätze, es hatte etwa 5-7 Grad. Auch der Wind flaute ab und ließ mich bald in Ruhe. So konnte ich die Stille genießen und tatsächlich recht gut schlafen. Wie der Morgen war, berichte ich Euch in Teil zwei.

Spaciges bei Nacht: Liftanlage und Milchstraße

Spacelift

Canon EOS 50D mit EF 17-40 L USM @ 17mm, 30s bei f/4, ISO 2500, RAW, Stativ, Dunkelbildabzug via EBV.

In einer klaren Nacht war ich mit meinem Fotokollegen Tom mal wieder auf Sternenjagd. Tom hatte dafür einen guten Platz auf 1.700 Metern Höhe im Sudelfeld-Gebiet ausgekundschaftet. Immerhin 600 Höhenmeter mussten wir zu Fuß erwandern.
Als wir an der Location ankamen, war es längst dunkel. Über uns war die Milchstraße deutlich sichtbar und es ist lange her, dass ich so viele Sterne gesehen habe. Nachdem wir uns orientiert hatten, suchte sich jeder ein schönes Plätzchen zum Fotografieren. Ich experimentierte gerade mit verschiedenen Belichtungseinstellungen, da hörte ich aus Toms Richtung plötzlich ein Stolpern. Dann trappelte ein unsichtbares „Etwas“ mit hoher Geschwindigkeit durch die Dunkelheit auf mich zu. Gleichzeitig rief Tom warnend einen Satz zu mir herüber, den ich so schnell nicht mehr vergessen werde: „Stefan, da kommt a Gams!“
Ich wusste überhaupt nicht, was ich tun sollte. Während das Tier auf mich zurannte, dachte ich alle möglichen Sachen. Schnell die Gams fotografieren – geht nicht, viel zu dunkel, kein Tele an der Kamera. Weglaufen und mich in Sicherheit bringen – geht auch nicht, weil meine Stirnlampe aus war und ich weder die Gams sehen konnte noch den Boden vor meinen Füßen. Die Gams durch Lärm verjagen – irgendwie albern, und was hätte ich rufen sollen …
Als meine ratlose Schockstarre sich löste, hatte die Gams längst das Weite gesucht. Sie stieß noch den typischen schrillen Warnruf aus und ward dann nicht mehr gesehen. Sternennächte bergen offenbar ihre ganz eigenen Überraschungen – war ja nicht das erste Mal

Milchstraße über dem Sudelfeld

Canon EOS 50D mit EF 17-40 L USM @ 17mm, 30s bei f/4, ISO 1600, kamerainterne Rauschunterdrückung aktiv, RAW, Stativ, Dunkelbildabzug via EBV.

Fotografisch war die Nacht für mich völliges Neuland: Ich versuchte, scharfe Fotos von Sternen und der Milchstraße zu machen. Da sich die Erde unter dem Sternenhimmel dreht, müssen die Belichtungszeiten entsprechend kurz sein, damit die Lichtpunkte am Himmel nicht zu Eiern oder Strichen verwischen. Leider hat mein Weitwinkelobjektiv nur eine Anfangsblende von f/4 – dadurch war ich zu extrem hohen ISO-Werten gezwungen, bei denen der Sensor der 50D starkes Bildrauschen produziert.
Ich bin noch am Experimentieren, wie ich dieses Bildrauschen in der Nachbearbeitung am besten in den Griff bekomme. Erste Ansätze mit einem manuellen Dunkelbildabzug habe ich gefunden – mehr dazu später, wenn ich meine Technik hoffentlich noch verfeinert habe.
Das organgefarbene Leuchten am unteren Rand der Bilder stammt vom Streulicht aus dem Tal. Beim nächsten Mal werden uns einen Platz suchen, der besser abgeschirmt ist.

 

Sternspuren: Zweiter Versuch

Sternspuren - zweiter Versuch

Canon EOS 50D mit EF 17-40 L @ 17mm, f/4, 120s, ISO 100, RAW, Stativ, Timer-Kabelauslöser. 27 Einzelaufnahmen wurden nachträglich miteinander verrechnet.

Dank neuem Kabelfernauslöser mit elektronischer Zeitschaltung (Timer) und klarem Nachthimmel konnte ich gestern einen weiteren Sternspuren-Versuch machen. Zusammen mit meinem Fotokollegen Tom bin ich am späteren Abend losgezogen – wobei wir uns die Sterne beinahe von oben hätten anschauen können, weil uns auf der Fahrt ein Pizzabote mit seinem kleinen roten Flitzer um ein Haar gerammt hätte. Nur dank Toms geistesgegenwärtigem Ausweichmanöver haben wir die geplante Location überhaupt erreicht – danke, Kollege! Von wegen nächtliches Bergsteigen ist gefährlich! Wenn man’s erst mal bis zum Stadtrand geschafft hat, ist die größte Gefahr schon überstanden.
Vor Ort heil angekommen stellte sich schnell heraus, dass die Bedingungen nicht ganz perfekt waren: Für eine optimale Aufnahme war der Mond viel zu hell. Außerdem gab es ein paar Windböen und hinter unserem Motiv herrschte reger Flugverkehr. Es wundert mich, dass von den blinkenden Flugzeugen nichts auf dem Bild zu sehen ist.
In analogen Zeiten konnte man mit einiger Erfahrung solche Aufnahmen mit einer einzigen Langzeitbelichtung erzeugen. Im digitalen Zeitalter ist es wegen des Bildrauschens und der Erwärmung des Sensors ratsam, die lange Belichtungszeit auf mehrere Einzelaufnahmen aufzuteilen. Das Ergebnis wird dann detailreicher und farbtreuer.
Ich stellte den Timer des Kabelauslösers auf 120 Sekunden und löste insgesamt 27 Mal aus. Erst nachher habe ich herausgefunden, wie man dem Timer beibringt, dass er nicht nur die Belichtungszeitvorgabe, sondern auch das Auslösen einer bestimmten Anzahl von Aufnahmen selbständig übernimmt.
An der Kamera habe ich Autofokus und Rauschreduzierung deaktiviert, um vor Ort keine Zeit zwischen den einzelnen Aufnahmen zu verlieren. Die 27 RAW-Aufnahmen wurden zu Hause per Batchverarbeitung in JPGs konvertiert. Anschließend habe ich die Einzelbilder im Grafikbearbeitungsprogramm GIMP als Ebenen übereinandergelegt (im Ebenen-Modus „Nur aufhellen“), um die langen Sternspuren zu erhalten, die im Verlauf der knappen Stunde durch die Erdrotation entstanden sind.
Neben heißem Tee, warmer Kleidung und einem Sitzkissen hat sich eine leere Bierkiste sehr bewährt, die ich als Hocker dabei hatte. Gestern war ja nur ein Test – beim nächsten Mal werde ich den Inhalt natürlich nicht vollständig zu Hause lassen, zumal dann ja der Timer die ganze Arbeit übernimmt. Man lernt eben nie aus.

Sternspuren: Ein erster Versuch

Startrails

Meinen letzten Ausflug in die Berge habe ich genutzt, um etwas Neues auszuprobieren: Sternspuren! Es war nur ein erster Versuch, um ein Gefühl für die Technik zu bekommen, das Foto ist also nur ein Rohling direkt von meiner fotografischen Werkbank. Die Bedingungen waren nicht gerade optimal. Zwar war der Himmel zum Aufnahmezeitpunkt mondlos, was hellere Sterne bedeutet – aber es zogen immer wieder Wolkenschleier vorbei, die das Leuchten der Sterne trübten. Auch technisch lief nicht alles glatt: Vor Ort stellte ich fest, dass mein Kabelauslöser, den ich mir für die Canon EOS 400D gekauft hatte, an meiner jetzigen Kamera, einer Canon EOS 50D, nicht mehr passt. So musste ich den Kameraauslöser manuell betätigen und war auf 30 Sekunden Belichtungszeit je Aufnahme beschränkt.

Über einen Zeitraum von knapp 11 Minuten habe ich 17 Aufnahmen mit je 30 Sekunden Belichtungszeit gemacht, die ich dann später mit dem Grafikbearbeitungsprogramm Gimp als Ebenen übereinandergelegt habe (mit der Einstellung „nur aufhellen“). Durch die Addition der 17 kurzen Sternspuren entstand der Effekt dahinziehender Sterne, die sich um den Himmelsnordpol, der irgendwo hinter den Bäumen lag, drehen.

Trotz der kurzen Zeitspanne meines Experimentes wird das Prinzip gut deutlich. Bis zum nächsten Mal habe ich hoffentlich einen passenden Fernauslöser. Dann kann ich länger als 30 Sekunden belichten und komme mit insgesamt weniger Aufnahmen aus, was den Rechenaufwand beim Zusammensetzen minimiert.

Für meine ersten Aufnahmen von Sternspuren haben mir folgende (englischsprachige) Anleitungen geholfen: