Bildgestaltung

Wissenswertes und Praktisches über künstlerische Bildgestaltung

Clearing Storm – wie man gute Lichtstimmungen findet

Clearing Storm

Canon EOS 50D mit Canon EF 17-40 L USM @ 70mm, 2s bei f/6.3, ISO 100, RAW, Selbstauslöser, Spiegelvorauslösung, Stativ.

Für beeindruckende Landschaftsaufnahmen ist gutes Licht oft der alles entscheidende Faktor. Aber anders als im Studio kann man in der Natur das Licht nicht direkt beeinflussen – man muss sich den natürlichen Bedingungen anpassen. Die meisten Menschen machen ihre Ausflüge tagsüber und bei schönem Wetter. Wenn sie aus dem Auto steigen, steht die Sonne bereits hoch am langweilig blauen Himmel. Das Licht ist grellweiß, hart, fällt fast senkrecht ein und sorgt für sehr starke Kontraste zwischen hellen und dunklen Bildbereichen – meist genau die falschen Faktoren für stimmungsvolle und einzigartige Landschaftsaufnahmen.

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Canon EOS 50D mit Canon EF 400 L f/5.6 USM, 1/100s bei f/5.6, ISO 400, RAW, Stativ.

Auf der Suche nach gutem Licht spielen viele Faktoren eine Rolle, vor allem aber Sonnenstand und Wolkenbildung. Je nach Jahres- und Tageszeit steht die Sonne unterschiedlich hoch. Je tiefer die Sonne steht, um so mehr Rotanteile hat das Licht. Das kommt daher, weil es einen längeren Weg durch die Atmosphäre zurücklegen muss, die wie ein Filter wirkt: Kurzwelliges Licht (blau) wird dabei stärker gedämpft als langwelliges Licht (rot), so dass sich eine wärmere Farbtemperatur des Lichts ergibt, was wir auf Fotos meist als schön empfinden. Wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist, verstärkt sich die Rotfärbung. Zusätzlich können Wolken und Nebel das Licht dämpfen und sorgen dabei je nach Dichte und Winkel des einfallenden Lichts für einmalige dramatische Effekte. Gibt es allerdings zu viel davon, geht die Lichtfärbung ganz verloren – es wird einfach nur neblig, trüb und grau.

Für stimmungsvolles Licht ist also ein günstiges Zusammenspiel der genannten Faktoren nötig. Man braucht von allem etwas, aber nicht zu viel. Mit meteorologischen Grundkenntnissen und den entsprechenden Informationsquellen kann man eine gewisse Wahrscheinlichkeit für gutes Licht bereits im Vorfeld einer Fototour erkennen. In den letzten Jahren habe ich dabei ein Erfolgsrezept für gutes Licht entdeckt, das unter bestimmten Bestimmungen relativ zuverlässig funktioniert: Ich nenne es clearing storm (Ende eines Unwetters).

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Blick in die Loferer Steinberge am Ende einer Schlechtwetterperode

1944 nahm der Fotograf Ansel Adams das Bild Clearing Winter Storm (Das Ende eines Wintersturms) im Yosemite National Park in Kalifornien auf. Hier kann man das Bild auf der Website des Philadelphia Museum of Art sehen. Die Schwarzweißaufnahme zeigt ein winterliches Tal mit tief hängenden, dramatischen Wolken. Es ist eine Ikone der Landschaftsfotografie geworden, ein (immerhin wandgroßer) Abzug dieses Bildes wurde 2010 für 722.000 Dollar versteigert.

Ansel Adams wohnte nur wenige Meilen vom Aufnahmeort „Tunnel View“ entfernt. Er kannte die Stelle gut und hatte die Bildkomposition sicherlich schon länger im Kopf. Vermutlich hat er an dieser Stelle öfter fotografiert. Im Laufe der Zeit fand er heraus, welche Zutaten es brauchte, um ein wirklich einzigartiges Bild dieses Tales mit dem schönen Bridalveil Wasserfall aufzunehmen. Als die Bedingungen eines Tages perfekt erfüllt waren, machte er sich auf den Weg und das Bild war im Kasten. Sein Konzept ging auf: Tausende von Fotografen haben seitdem vor Kälte zitternd vergeblich versucht, das Foto von damals zu wiederholen. Manche kamen nah heran, haben das Original aber nie erreicht.

Das Bild und der Bildtitel „Clearing Winter Storm“ haben mich auf der Suche nach gutem Licht sehr inspiriert. Oft bin ich nachts unterwegs, um bei Sonnenaufgang am Ziel zu sein – daraus habe ich mein Konzept Jetlag-Photography entwickelt, das ebenfalls mit der Suche nach gutem Licht zusammenhängt. Da ich gerne in den Bergen fotografiere, brauche ich aus Sicherheitsgründen sicheres Wetter, denn bei Unwetter oder Nebel wäre eine nächtliche Bergtour unmöglich. Wolken und Nebel sind aber gleichzeitig wichtige Zutaten für einzigartige Lichtstimmungen – was also tun, um trotzdem beides miteinander kombinieren zu können?

Die Lösung besteht darin, das Ende eines Schlechtwettereinbruchs (Clearing Storm) zu nutzen. Am ersten Morgen nach einer Regenperiode befindet sich viel Feuchtigkeit am Boden und in der Luft. Nachdem das schlechte Wetter am Abend des Vortags abgezogen ist (das muss aus Sicherheitsgründen unbedingt gewährleistet sein!), kann ich sicher nachts die Location erreichen. Beim Sonnenaufgang befinden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Restwolken am Himmel, die vom glutroten Licht der aufgehenden Sonne zum Leuchten gebracht werden. In den Tälern bilden sich gleichzeitig Nebel (zumindest im Sommer und Herbst), was die Kulisse perfekt macht. Natürlich bleibt ein Restrisiko. Zieht das Unwetter langsamer ab als gedacht, kann ein dichtes Wolkenband am Horizont einen fotogenen Sonnenaufgang immer noch zunichte machen. Aber das habe ich nur ganz selten erlebt … ;)

Bedenken sollte man, dass sich vor allem in den Bergen die Temperatur während einer Schlechtwetterperiode stark abkühlen kann. Wenn man mit der „Clearing-Storm-Methode“ auf der Jagd ist, empfiehlt es sich, ausreichend warme Kleidung dabei zu haben.

Nach Sonnenuntergang am Waldweiher

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Canon EOS 50D mit Canon EF-S 60, 1/10s bei f/11, ISO 100, RAW, Selbstauslöser, Spiegelvorauslösung, Stativ

Nachdem ich seit fast vier Wochen nicht mehr mit der Kamera draußen war, habe ich es einfach nicht mehr ausgehalten und einen Nachmittagsspaziergang durch den Wald unternommen. Die Sonne stand schon tief hinter den Bäumen, als ich diese Struktur auf einem Waldweiher entdeckte. Ich probierte verschiedene Perspektiven und Ausschnitte aus, von denen mir diese Variante am besten gefiel. Nachdem die Sonne untergegangen war, entstand dieses Bild bei sanftem, indirektem Licht. Es hat einfach gut getan, eine Stunde alleine in der Natur zu sein, die Stille zu genießen und sich ganz auf ein begrenztes Motiv zu konzentrieren.

Das Wetter bringt mich in diesem Winter zur Verzweiflung. Hier im Alpenvorland liegt immer noch kaum Schnee, die Sonne macht sich äußerst rar und mir fehlt die Zeit für größere Unternehmungen in den Bergen, wo richtig Schnee liegt.

Naturfotokalender 2012


Mein Naturfoto-Kalender 2012 ist fertig. Es war mal wieder spannend, die Archive der letzten Monate zu sichten, um 12 Bilder auszuwählen. Wer den Kalender gerne selbst an der Wand sehen möchte (45 x 30 cm auf echtem Fotopapier mit Spiralbindung), der kann sich gerne an mich wenden – ich verkaufe den Kalender zum Selbstkostenpreis zzgl. einer kleinen Schutzgebühr. Hier eine Vorschau auf die Motive (zum Vergrößern anklicken):

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Wer den Kalender gerne selbst an der Wand sehen möchte (45 x 30 cm auf echtem Fotopapier mit Spiralbindung), der kann sich gerne an mich wenden – ich verkaufe den Kalender zum Selbstkostenpreis zzgl. einer kleinen Schutzgebühr. Die Lieferzeit beträgt 3-4 Werktage, Sonderwünsche sind möglich.

Winterwald: Schnee erzeugt Linien und Details

Stativ, Canon EOS 50D mit EF 70-200 f/4L IS USM @ 111 mm, f/7.1 und 1/10 s, RAW.


Schnee kann in der Landschaft wie eine Kontrastlupe wirken, die Konturen und Linien erscheinen lässt, die sonst verborgen sind. In diesem Bild, das ich neulich im Brünnsteingebiet im Mangfallgebirge aufgenommen habe, wird dies gut deutlich: Bei den schneebedeckten Bäumen im Hintergrund ist jedes Zweiglein erkennbar, während bei den Fichten im Vordergrund nur eine dunkelgrüne, fast strukturlose Fläche entsteht.
Zusätzlich hebt der Schnee die Geländestruktur hervor – Wellen und Taleinschnitte sind gut sichtbar und können als Linien für den Bildaufbau genutzt werden.

In der Neuen Pinakothek München

"Psyche" in der Neuen Pinatkothek München

Skulptur "Psyche", fotografiert durch die geschlossene Eingangstüre des Museums. Am unteren Bildrand spiegelt sich der Vorplatz.

Vor kurzem war ich in der Neuen Pinakothek München, um mir die dort ausgestellten Gemälde unter fotografischen Gesichtspunkten anzuschauen. Vor allem die Landschaftsbilder waren dabei für mich sehr interessant.

Es ist faszinierend, wie die Maler des 19. Jahrhunderts das Licht nutzten, um ihren Bildern Brillianz und Struktur zu verleihen. Fast durchgängig wurden die Landschaften während dere Goldenen Stunde dargestellt, in der das Sonnenlicht weich und warm in einem flachen Winkel einfällt und der Szene Plastizität und Tiefe verleiht.

Bei größeren Szenen (sozusagen bei den Weitwinkel-Malereien) fiel mir auf, dass wichtige Bildteile oft durch „Spotlichter“ angestrahlt wurden. Dadurch wird das Auge beim „Erwandern“ des Bildes geführt, wie z.B. bei Ludwig Richters Bild „Der Watzmann“, bei dem das Auge vom Licht auf ein Kirchlein gelenkt wird.

Neben der „Belichtung“ haben die alten Meister konsequent auf die Linienführung geachtet. Viele Landschaftsbilder sind von einem Weg oder Fluss durchzogen, der den Blick des Betrachters in die Tiefe des zweidimensional abgebildeten Raumes führt, wie z.B. in Thomas Gainsboroughs „Landschaft mit Hirt und Herde“.

Schmunzeln musste ich z.B. bei dem Bild „Heroische Landschaft mit Regenbogen“ von Josef Anton Koch. Auf dem Bild ist ein Doppelregenbogen zu sehen. Weiter hinten, zwischen den im blauen Dunst liegenden Bergen, sieht man einen Strahlenfächer, ähnlich, wie ich ihn auch schon fotografiert habe. Bei Kochs Fächer fällt das Licht ziemlich steil von oben durch die Wolken.
Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass Regenbogen und Lichtfächer nicht gleichzeitig in der Natur vorkommen können, so wie Koch sie gemalt hat. Denn bei dem von ihm gemalten Lichtfächer fällt das Sonnenlicht ziemlich senkrecht von oben ein. Regenbögen entstehen in der Natur aber nur dann, wenn die Sonne in einem Winkel von 42 Grad oder flacher steht.

Der Besuch hat sich für mich sehr gelohnt. Mein fotografisches Wissen konnte ich vertiefen. Durch den gut gemachten Audioguide habe ich manche kunstgeschichtliche Information dazugewonnen und meinen analytischen Bilderblick geschärft.