Kurz bevor die Zeit der Krokusblüte in den Chiemgauer Bergen zu Ende geht, habe ich noch einen Besuch auf den Krokuswiesen am Heuberg geschafft. Zur Zeit komme ich nur wenig zum Fotografieren – um so mehr habe ich den heutigen Tag in der Natur genossen.
Bergfotografie
November in den Bergen
Der November in den Bergen ist für mich eine ganz besondere Zeit. Eine friedliche Stille liegt über der Landschaft. Auf den Wiesen liegt Reif, die Farben des Sommers sind längst vergangen. Blüten, Blätter und Gräser sind vom Frost braun geworden und der Kargheit des Winters gewichen. Die Brunftzeit der Gämsen beginnt. Für die Gamsböcke ist das die anstrengendste Zeit im Jahr, die ihnen kurz vor dem Winter oft die letzten Kraftreserven raubt.
Alpen-Kratzdistel
Bei meiner Wanderung durch die Leoganger Steinberge haben mich die Pflanzen beeindruckt, die dort in absolut karger Umgebung wachsen und blühen. Um Gewicht zu sparen, hatte ich mein Makro-Objektiv nicht dabei, worüber ich beim Aufstieg froh war – oben angekommen habe ich meine Sparsamkeit dann allerdings bereut. Für diese Aufnahme einer Alpen-Kratzdistel (Cirsium spinosissimum) musste mein Weitwinkelzoom herhalten. Um die bizarren Formen der stachligen Blätter hervorzuheben, habe ich die Farben nachträglich zu Schwarzweiß konvertiert und die Kontraste etwas verstärkt.
Das Licht war an diesem bedeckten Nachmittag leider ziemlich flau. Man ahnt immerhin die karge Fremdartigkeit der alpinen Karstlandschaft.
Durch die Leoganger Steinberge zum Melkerloch
Nach langem Warten auf stabiles Sommerwetter konnte ich eine meiner fotografischen Visionen in die Tat umsetzen: Den Sonnenaufgang im Melkerloch, einer Naturhöhle in den Leoganger Steinbergen auf 2.200 Metern Höhe. Die Eintrittskarte zu dieser Location inmitten einer fantastischen Karstlandschaft ist ein 1.300 Höhenmeter langer Aufstieg über einen windgeschützten Südhang. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so geschwitzt habe! Und doch hat sich jeder Meter gelohnt und ich war froh, auch das Stativ mitgenommen zu haben.
Der Sonnenaufgang im Melkerloch war ein traumhafter, fast unwirklicher Moment. Das Panoramabild, das dabei entstanden ist (hier klicken für eine größere Version), erinnert mich an die zauberhafte Wolkenstimmung, das rötlich-blaue Farbspiel auf den Felsen und das tickende Geräusch der Wassertropfen, die überall von der Höhlendecke fielen.
Dank der Begleitung meines Vaters (hier steht er im Morgenlicht auf dem Übergang zwischen Melkerloch und Hochzint) habe ich nach der Melkerloch-Fotosession den nicht ganz trivialen Klettersteig auf’s Birnhorn gemeistert (weitere 500 Höhenmeter). Außerdem verdanke ich ich ihm einige Making-of-Bilder (für große Ansicht bitte anklicken):
Lichtdurchflutete Berge
Dieses Bild stammt aus meinem Archiv. Es ist im Juni 2010 im Mangfallgebirge nach einer durchwanderten Nacht entstanden. Sobald das wärmende Licht der Sonne über den Horizont kletterte, stieg der Dunst aus den Tälern auf und begann im Morgenlicht golden zu leuchten.
Traumlandschaft mit Alpenrosen
Während der nächtlichen Anreise regnete es im Inntal noch in Strömen. Ich dachte schon, dass diese Tour buchstäblich ins Wasser fällt. Erst kurz vor dem Ziel in den Tuxer Alpen lichteten sich die Wolken und ließen das Mondlicht durch. Zwei Stunden später ließ die aufgehende Sonne Berge und Wolken in magischem Licht leuchten. Im Hochmoor duftete die klare Bergluft würzig nach Blüten, um mich herum war ein Meer aus Alpenrosen, Wollgras und Farnen – eine paradiesische Morgenstimmung, wie ich sie noch nie erlebt habe.
Zufallsbegegnung mit Murmeltieren
An diesem Morgen in den Tuxer Alpen hatte ich Murmeltiere gar nicht als Motiv eingeplant – da saß plötzlich eins vor mir, fast direkt auf dem Weg. Glücklicherweise konnte ich langsam meinen Rucksack abnehmen, die Kamera herausholen, das Objektiv wechseln und ganz in Ruhe Fotos von dem kecken Tierchen machen. Nach einiger Zeit gesellte sich für einen kurzen Moment ein zweites Murmeltier ganz nah dazu.
Danach entwickelte sich ein kleines Belagerungsspielchen, während ich versuchte, geduckt mit langsamen Bewegungen näher zu kommen. Selbst nachdem sich das Murmetier in einer Felsspalte verkroch und nur der Kopf zu sehen war, war es dank der traumhaften Umgebung noch sehr fotogen.
Nachtrag: Ich kann kaum fassen, dass Murmeltiere in Österreich gejagt werden dürfen. Laut offizieller Statistik wurde allein in der Jagdsaison 2009/2010 die unvorstellbare Menge von 5.734 Murmeltieren abgeschossen, Tendenz im Vergleich zum Vorjahr steigend.
Kurzbesuch bei den Murmeltieren
Ich habe einen ersten Kurzbesuch bei den Murmeltieren in den Chiemgauer Alpen gemacht. Diesmal ging es mir noch nicht um das perfekte Foto, ich wollte nur mal schauen, ob sie sich wirklich wie erwartet an dieser Stelle aufhalten. Das Wetter war für eine Beobachtung günstig: Ein leicht bedeckter Nachmittagshimmel sorgte für weiches Licht und milde Temperatur. Bei Hitze verkrümeln sich die Murmeltiere im Bau und lassen sich erst wieder blicken, wenn es kühler wird.
Menschen scheinen sie gewöhnt zu sein – während meiner Anwesenheit ertönte kein einziger Warnruf. Ich war aber auch sehr zurückhaltend, weil ich die Tiere nicht stören wollte. Das Bild oben ist mit einer Brennweite von 200mm entstanden und wurde durch einen nachträglich gewählten Bildausschnitt stark vergrößert. Der Fokus liegt leider nicht perfekt auf dem Murmeltier, sondern auf den Blumen. Für eine gute großformatige Aufnahme mit dieser Brennweite braucht man mehr Zeit und etwas Glück. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch bei den Murmeltieren.
Spaciges bei Nacht: Liftanlage und Milchstraße
Als wir an der Location ankamen, war es längst dunkel. Über uns war die Milchstraße deutlich sichtbar und es ist lange her, dass ich so viele Sterne gesehen habe. Nachdem wir uns orientiert hatten, suchte sich jeder ein schönes Plätzchen zum Fotografieren. Ich experimentierte gerade mit verschiedenen Belichtungseinstellungen, da hörte ich aus Toms Richtung plötzlich ein Stolpern. Dann trappelte ein unsichtbares „Etwas“ mit hoher Geschwindigkeit durch die Dunkelheit auf mich zu. Gleichzeitig rief Tom warnend einen Satz zu mir herüber, den ich so schnell nicht mehr vergessen werde: „Stefan, da kommt a Gams!“
Ich wusste überhaupt nicht, was ich tun sollte. Während das Tier auf mich zurannte, dachte ich alle möglichen Sachen. Schnell die Gams fotografieren – geht nicht, viel zu dunkel, kein Tele an der Kamera. Weglaufen und mich in Sicherheit bringen – geht auch nicht, weil meine Stirnlampe aus war und ich weder die Gams sehen konnte noch den Boden vor meinen Füßen. Die Gams durch Lärm verjagen – irgendwie albern, und was hätte ich rufen sollen …
Als meine ratlose Schockstarre sich löste, hatte die Gams längst das Weite gesucht. Sie stieß noch den typischen schrillen Warnruf aus und ward dann nicht mehr gesehen. Sternennächte bergen offenbar ihre ganz eigenen Überraschungen – war ja nicht das erste Mal … Fotografisch war die Nacht für mich völliges Neuland: Ich versuchte, scharfe Fotos von Sternen und der Milchstraße zu machen. Da sich die Erde unter dem Sternenhimmel dreht, müssen die Belichtungszeiten entsprechend kurz sein, damit die Lichtpunkte am Himmel nicht zu Eiern oder Strichen verwischen. Leider hat mein Weitwinkelobjektiv nur eine Anfangsblende von f/4 – dadurch war ich zu extrem hohen ISO-Werten gezwungen, bei denen der Sensor der 50D starkes Bildrauschen produziert.
Ich bin noch am Experimentieren, wie ich dieses Bildrauschen in der Nachbearbeitung am besten in den Griff bekomme. Erste Ansätze mit einem manuellen Dunkelbildabzug habe ich gefunden – mehr dazu später, wenn ich meine Technik hoffentlich noch verfeinert habe.
Das organgefarbene Leuchten am unteren Rand der Bilder stammt vom Streulicht aus dem Tal. Beim nächsten Mal werden uns einen Platz suchen, der besser abgeschirmt ist.