Bei Eis und Schnee fotografieren
Als ich diesen Eiswasserfall fotografierte, hatte es -14 Grad. Ich war gut ausgerüstet und warm eingepackt, so dass ich glücklicherweise nicht frieren musste. Aber was ist beim Umgang mit der Kamera zu beachten, wenn man bei Frost, Eis und Schnee fotografiert?
Darf ich die Kamera überhaupt bei Minusgraden benutzen?
Für die EOS 50D gibt Canon als zulässige Betriebstemperatur 0° – 40° C an. Das ist auch bei anderen Modellen und Herstellern ein gängiger Wert. Ich hatte die Kamera schon öfter bei niedrigeren Temperaturen im Einsatz (bisher bis minus 14° C) und hatte noch nie Probleme.
Warum wird der Schnee auf den Bildern grau?
Der Belichtungsmesser der Kamera kann nicht wissen, welches Motiv sich vor der Kamera befindet. Er ist so kalibriert, dass er die Belichtung für ein normales Motiv möglichst zuverlässig berechnen kann. Hält man ihn aber vor eine rein weiße Fläche, gibt er der Kamera eine Belichtung vor, die nicht zu Weiß, sondern zu einem Grauwert von 18% führt. Daher neigt die Kamera dazu, beim Fotografieren im Schnee zu dunkel zu belichten. Abhilfe schafft die manuelle Belichtungskorrektur, ein Blick auf’s Histogramm und die Überbelichtungswarnung. Es sollte möglichst hell belichtet werden, gerade so, dass die Lichter noch nicht ausbrennen – dann sieht der Schnee auf den Bildern auch wirklich weiß aus und nicht grau. Den größten Spielraum hat man, wenn man in RAW fotografiert und die Belichtung nachträglich korrigiert.
Welche Folgen hat die Kälte für das Material?
Bei Kälte reduziert sich die Akkuleistung – ein zweiter Akku ist deshalb sehr empfehlenswert. Ich versuche, das Display so wenig wie möglich zu nutzen, um Energie zu sparen. Vor allem der LiveView kostet viel Strom. Beim Transport sollten die Akkus möglichst warm, auf jeden Fall aber trocken gelagert werden. Trägt man die Akkus zu nah am Körper (z.B. in der Hosentasche), könnte es durch Feuchtigkeit, die durch Schwitzen entsteht, einen Kurzschluss geben, was wohl das Ende eines Akkus bedeuten würde. Das gleiche gilt für die Kamera, Sie sollte nicht unter der Jacke getragen werden, damit sie vor Feuchtigkeit und Kondenswasser (siehe unten) geschützt bleibt. Ausgekühlte und scheinbar leer gewordene Akkus kann man durch vorsichtiges Aufwärmen oft noch letzte Reserven entlocken.
Einen technischen Vorteil hat die Kälte übrigens auch: Das Rauschverhalten des Bildsensors verbessert sich – damit sind (zumindest theoretisch) höhere ISO-Werte bei besserer Bildqualität möglich als sonst. Aber auch hier gilt: je niedriger die ISO-Zahl, desto detailreicher, farbtreuer und gleichmäßiger wird das Bild.
Alles Gute kommt von Oben? Vorsicht beim Objektivwechsel
Beim Objektivwechsel kann es auch an einem trockenen Tag zu einer bösen Überraschung kommen. Bei Schnee und Minusgraden reicht der kleinste Windhauch, um Schnee von Büschen und Bäumen rieseln zu lassen. Wenn man jetzt gerade in der Nähe eines Baumes das Objektiv wechselt und Kamera und Linse mit ungeschützter Öffnung nach oben zeigen, kann es leicht zu einem Feuchtigkeitsproblem kommen. Deshalb beherzige ich die üblichen Regeln für den Objektivwechsel um so sorgfältiger: Verschlusskappen für die Objektive schon vor dem Wechsel bereit legen und die offene Kamera mit der Öffnung nie nach oben halten.
Kondenswasser vermeiden
Die größte Gefahr beim Fotografieren in der Kälte ist Kondenswasser. Es entsteht, wenn die kalte Ausrüstung in kurzer Zeit von einer kalten in eine warme Umgebung gebracht wird (Hütte, geheiztes Auto, Wohnung, etc.). In der warmen Luft ist mehr Feuchtigkeit enthalten. Kommt die feuchtwarme Luft mit einem kalten Gegenstand (Brille, Objektiv, Kamera, etc.) in Kontakt, kondensiert Luftfeuchtigkeit an der kalten Oberfläche – es bilden sich winzige Tröpfchen, der Gegenstand beschlägt. Dieses Kondenswasser kann in der Kamera z.B. zu Kurzschlüssen führen. Sammelt sich Feuchtigkeit in den Objektiven, können sich darin im Laufe der Zeit sogar Pilze bilden, die das Glas trüb werden lassen. Deshalb sollte man unbedingt darauf achten, dass die Fotoausrüstung beim Aufwärmen trocken bleibt. Canon empfiehlt in der Betriebsanleitung daher:
Um eine Kondensationsbildung zu vermeiden, legen Sie die Kamera zunächst für einige Zeit in einen verschlossenen Plastikbeutel, um eine allmähliche Anpassung an die wärmere Temperatur zu ermöglichen. Wenn sich Kondensation auf der Kamera bildet, verwenden Sie die Kamera nicht. Dadurch wird Schäden an der Kamera vorgebeugt. Nehmen Sie bei Kondensationsbildung das Objektiv ab, entfernen Sie die Karte und den Akku aus der Kamera, und warten Sie, bis das Kondenswasser verdunstet ist.
Ich habe aus diesem Grund immer eine große Plastiktüte und einen Verschlussclip in der Fototasche. In der Praxis habe ich sie aber noch nie benutzt. Wenn ich nach der Fototour zum Auto zurückkomme, nehme ich alle Speicherkarten aus der Kamera und der Fototasche und stecke sie in die Außentasche meines Anoraks. Dann lege ich die Fototasche fest verschlossen (Reißverschlüsse ganz zu) in den Kofferraum, der sich nur langsam erwärmt. Zu Hause bringe ich die Fototasche in einen kühlen, ungeheizten Raum (unter 10° C) und lasse sie dort einige Stunden stehen. Da die Polsterung der Tasche als Isolierung wirkt, dauert es einige Stunden, bis sich die Ausrüstung erwärmt. Auf meine Bilder muss ich trotzdem nicht warten: Die Speicherkarten haben sich der Anoraktasche mittlerweile mäßig erwärmt und ich kann sie problemlos in die warme Stube mitnehmen.