In der Naturfotografie hängt viel vom Wetter ab – und das war in diesem Jahr ziemlich extrem. In den Voralpen gab es Anfang des Jahres nur wenig Schnee. Dadurch konnte ich im Februar Orte erreichen, die sonst nicht zugänglich gewesen wären – andererseits hat mich die Schneeschmelze, die im Frühling normalerweise für spektakuläre Wildbäche und Wasserfälle sorgt, ziemlich im Stich gelassen. Im Sommer folgte eine extrem lange Regenperiode mit vielen Wolken. Über einen längeren Zeitraum waren wegen der geschlossenen Wolkendecke kaum gute Lichtstimmungen möglich.
Mein Sommer-Highlight war eine Bergtour durch die Leoganger Steinberge. Beim Sonnenaufgang im Melkerloch in 2.200 Metern Höhe hat einfach rundrum alles perfekt gepasst:
Im Herbst trieb ein kurzer Wintereinbruch Anfang Oktober die Murmeltiere frühzeitig in den Winterschlaf. Dann wurde es wieder extrem mild und trocken. Die Herbstfärbung der Blätter war selten so intensiv und lang anhaltend. Bis weit in den Dezember hinein blieben größere Schneefälle aus, bei meinem ersten Gamspirsch-Versuch im November waren die Berge noch weit vom Winter entfernt.
Ich vermute, dass ich dieses Jahr mehr Tage und Nächte beim Recherchieren verbracht habe als beim Fotografieren. Das lag nicht nur am Wetter, sondern auch an meinem Terminkalender. Immerhin habe ich auch beim Planen und Recherchieren viel über die Landschaft und Natur vor meiner Haustüre gelernt und so manche Besonderheit entdeckt, das ich auf die Motivliste gesetzt habe. Ich bin den Zusammenhängen in der Natur wieder ein Stückchen näher gekommen, habe Tier- und Pflanzenarten intensiver kennen gelernt und kann Wolken und Wetter (und damit das Licht!) besser einschätzen. Im Rückblick kommen mir meine Fotos wie die Spitze eines Eisbergs vor. Sie sind das Ergebnis einer intensiven, ganzjährigen Beschäftigung mit der Natur. Wissen hilft zwar, Chancen für besondere Fotos zu erkennen – letztlich bleibt die Natur aber unberechenbar und es entscheidet sich immer erst vor Ort, welche Motive sich ergeben und welche nicht. Die meisten gelungenen Fotos, die ich gemacht habe, waren ungeplante Nebenprodukte gewesen, die sich am Wegesrand ergeben haben.
Ich konnte meine Ausrüstung um wichtige Teile ergänzen, u.a. hat endlich ein stabiles Carbonstativ mein kleines Alustativ abgelöst. Zwei Gläser sind dazugekommen: ein Makroobjektiv (Canon EF-S 60 f/2.8) und eine Supertele-Festbrennweite (Canon EF 400 f/5.6 L USM). Meine technischen Möglichkeiten haben sich dadurch stark erweitert. In den neuen Bereichen bin ich noch in der Lernphase. Das 400er habe ich schnell schätzen und lieben gelernt. Es ist leicht, schnell und scharf. Den fehlenden Bildstabilisator muss man bei Bedarf (z.B. bei Freihandaufnahmen) durch höhere ISO-Werte ausgleichen, um kurze Verschlusszeiten und verwacklungsfreie Bilder zu bekommen. Das geht bei der Canon EOS 50D mit kleinen Abstrichen bis ISO 500 recht gut, wenn man die Bilder nachher manuell entrauscht. Mit der Software NeatImage habe ich dabei ganz brauchbare Resultate erzielt.
Im Makrobereich ist der Knoten bei mir noch nicht so ganz geplatzt. Es ist gar nicht so einfach, ansprechende, künstlerisch gestaltete Nahaufnahmen zu machen, die über bloßes Abfotografieren hinausgehen. 60 Millimeter Brennweite sind da natürlich auch recht kurz und bieten wenig Spielraum, dafür ist das Objektiv klein und leicht und fast immer dabei. Ich gebe mir im nächsten Jahr eine zweite Chance, damit klarzukommen und nehme mir vor, beim Experimentieren am Boden etwas geduldiger zu sein.
Allen, die bis hierher gelesen haben, danke ich sehr herzlich für ihr Interesse an meinen Berichten und Fotografien. Für die Zukunft bleiben mir noch viele, viele Ideen und Träume, die darauf warten, in Bilder verwandelt zu werden. Ich freue mich schon jetzt auf stille Stunden in der Natur, den klaren Sternenhimmel und das Morgenrot anbrechender Fototage.
Schöne Aufnahmen, ich habe zwar keine Ahnung von Fotographie aber die Bilder gefallen mir ausgesprochen gutn und wirken auf mich recht professionell, wenn man das als Laie überhaupt beurteilen kann.