
Canon EOS 50D mit EF 17-40 L @ 17mm, f/4, 120s, ISO 100, RAW, Stativ, Timer-Kabelauslöser. 27 Einzelaufnahmen wurden nachträglich miteinander verrechnet.
Dank neuem Kabelfernauslöser mit elektronischer Zeitschaltung (Timer) und klarem Nachthimmel konnte ich gestern einen weiteren Sternspuren-Versuch machen. Zusammen mit meinem Fotokollegen Tom bin ich am späteren Abend losgezogen – wobei wir uns die Sterne beinahe von oben hätten anschauen können, weil uns auf der Fahrt ein Pizzabote mit seinem kleinen roten Flitzer um ein Haar gerammt hätte. Nur dank Toms geistesgegenwärtigem Ausweichmanöver haben wir die geplante Location überhaupt erreicht – danke, Kollege! Von wegen nächtliches Bergsteigen ist gefährlich! Wenn man’s erst mal bis zum Stadtrand geschafft hat, ist die größte Gefahr schon überstanden.
Vor Ort heil angekommen stellte sich schnell heraus, dass die Bedingungen nicht ganz perfekt waren: Für eine optimale Aufnahme war der Mond viel zu hell. Außerdem gab es ein paar Windböen und hinter unserem Motiv herrschte reger Flugverkehr. Es wundert mich, dass von den blinkenden Flugzeugen nichts auf dem Bild zu sehen ist.
In analogen Zeiten konnte man mit einiger Erfahrung solche Aufnahmen mit einer einzigen Langzeitbelichtung erzeugen. Im digitalen Zeitalter ist es wegen des Bildrauschens und der Erwärmung des Sensors ratsam, die lange Belichtungszeit auf mehrere Einzelaufnahmen aufzuteilen. Das Ergebnis wird dann detailreicher und farbtreuer.
Ich stellte den Timer des Kabelauslösers auf 120 Sekunden und löste insgesamt 27 Mal aus. Erst nachher habe ich herausgefunden, wie man dem Timer beibringt, dass er nicht nur die Belichtungszeitvorgabe, sondern auch das Auslösen einer bestimmten Anzahl von Aufnahmen selbständig übernimmt.
An der Kamera habe ich Autofokus und Rauschreduzierung deaktiviert, um vor Ort keine Zeit zwischen den einzelnen Aufnahmen zu verlieren. Die 27 RAW-Aufnahmen wurden zu Hause per Batchverarbeitung in JPGs konvertiert. Anschließend habe ich die Einzelbilder im Grafikbearbeitungsprogramm GIMP als Ebenen übereinandergelegt (im Ebenen-Modus „Nur aufhellen“), um die langen Sternspuren zu erhalten, die im Verlauf der knappen Stunde durch die Erdrotation entstanden sind.
Neben heißem Tee, warmer Kleidung und einem Sitzkissen hat sich eine leere Bierkiste sehr bewährt, die ich als Hocker dabei hatte. Gestern war ja nur ein Test – beim nächsten Mal werde ich den Inhalt natürlich nicht vollständig zu Hause lassen, zumal dann ja der Timer die ganze Arbeit übernimmt. Man lernt eben nie aus.